Pip Cozens, Michael Schem und Claudia Böhm mit dem Vertrag des Radentscheids mit der Stadt Bielefeld.

Pip Cozens, Michael Schem und Claudia Böhm mit dem Vertrag des Radentscheids mit der Stadt Bielefeld. © Thorsten Böhm

Radentscheid mit ADFC-Power

Der ADFC Bielefeld unterstützt den Radentscheid Bielefeld von Beginn an. Hier erfahrt ihr, wie Radentscheid und ADFC zusammenarbeiten, wieviel ADFC im Radentscheid steckt und wie auch der ADFC vom Radentscheid profitiert.

Von Claudia Böhm (ADFC-Aktive und Vertretungsberechtigte des Radentscheids Bielefeld)

Die Initiative Radentscheid Bielefeld entsteht

Im Herbst 2017 traf beim ADFC Bielefeld eine Einladung eines Forschungsprojekts ein zu einem Treffen Bielefelder Akteure aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft. Ich dachte, „schon wieder eins dieser zeitaufwändigen Projekte mit vielen guten Diskussionen aber ohne sichtbare Ergebnisse“, und winkte ab. Monika, eine neue Unterstützerin des ADFC, war jedoch interessiert, nahm an dem Treffen teil und brachte von dort überraschende Neuigkeiten mit: Es hatte sich ein neues Mobilitätsnetzwerk („MoBiNetz“) gegründet, das in Bielefeld einen Radentscheid starten wollte. „Radentscheid Bielefeld“ – das klang viel konkreter als all die anderen Projekte zuvor. 

Und dann ging erstmal alles ganz schnell. Schon im Februar 2018 lud die Initiative Transition Town gemeinsam mit dem ADFC und anderen Organisationen zu einem Infoabend in die Bürgerwache am Siegfriedplatz ein mit dem Titel „Braucht Bielefeld einen Radentscheid?“.

ADFC Bielefeld unterstützt Radentscheid

Der Radentscheid wurde initiiert von Transition Town. Die Bielefelder Verkehrsverbände ADFC, VCD und GAFF (Gruppe aktiver Fußgänger und Fahrradfahrer) waren von Anfang an dabei. Der Entschluss des ADFC Bielefeld, den Radentscheid Bielefeld zu unterstützen, fiel schnell. Das lag mit daran, dass der ADFC 2017 im Verbandsentwicklungsprozess seine Rolle klar definiert hatte: als Teil einer gesellschaftlicher Bewegung für die Verkehrswende und als Kooperationspartner und Unterstützer für Menschen und Organisationen, die seine verkehrspolitischen Ziele teilen. Deshalb waren ADFC-Gliederungen bereits in anderen Städten Teil der dortigen Radentscheide geworden. Und genau so eine Bewegung war in Bielefeld entstanden: viele Organisationen und Einzelpersonen arbeiteten nun zusammen für den Radentscheid. 

ADFC-Positionen prägen Radentscheid-Ziele

Gleich am Tag nach dem Infoabend ging es los mit vielen Treffen und Workshops, auf denen die Ziele eines „Radentscheids Bielefeld“ entwickelt und formuliert wurden. Es war ein intensiver Austausch, der viel Zeit brauchte. Die Zusammenarbeit zwischen den Verbänden wurde auf ein neues Level gebracht. Die ADFC-Aktiven im Radentscheid brachten dabei ihr Fachwissen und ihre langjährige Erfahrung aus der Mitarbeit in Gremien der Stadt und des ADFC ein und natürlich die Positionen des ADFC. Schließlich war schon 2013 nach langer verbandsinterner Diskussion das Verkehrspolitische Programm beschlossen worden, das beschreibt, wie es gelingen soll, dass Menschen häufiger, länger, sicherer und lieber mit dem Rad unterwegs sind. Und die 2018 vorgestellte ADFC-Broschüre „So geht Verkehrwende“ fand nicht nur in der Infrastruktur-Arbeitsgruppe des Radentscheids Beachtung sondern auch in Politik und Verwaltung. 

Im September 2018 hat das Plenum des Radentscheids die elf Ziele für das Bürgerbegehren beschlossen. Seitdem sprechen alle Bielefelder Verkehrsverbände mit einer Stimme für eine Verkehrsplanung, die entspanntes und sicheres Radfahren von 8 bis 88 Jahren zum Ziel hat. Die gemeinsame Position gegenüber Politik und Verwaltung war ein wichtiger Schritt für einen erfolgreichen Radentscheid. 

 

Viele Fähigkeiten für eine Kampagne

Die Stärke des Radentscheid-Teams zeigte sich dann, als es darum ging, die elf Ziele bekannt zu machen, Menschen zu überzeugen, Unterstützer zu finden und Unterschriften zu sammeln. Das hätte kein Verband allein geschafft. 

Die etwa 70 Personen des Radentscheid-Teams brachten viele unterschiedliche Fähigkeiten mit: Grafik/Web, Digitale Kommunikation, (Aktions-)Kunst, Moderation, Redaktion, Foto/Film. Verbunden über das Kommunikationstool Mattermost haben sie Aktionen, Workshops und Treffen geplant, Aktionen vorbereitet, Newsletter und Pressemitteilungen geschrieben und die Unterschriftensammlung organisiert. 

Der Radentscheid wurde zu einer Kampagne

ADFC, VCD, Transition Town und weitere Instititutionen unterstützten, indem sie nicht nur selbst Unterschriften sammelten sondern auch z.B. Räume, Netzwerke und Geld zur Verfügung stellten. Auf diese Unterstützung ist der Radentscheid angewiesen. Das weiß auch Heinrich Strößenreuther, der Kopf des Berliner Volksentscheid Rad. Auf einer Veranstaltung in der Ravensberger Spinnerei rief er dazu auf, die Verbände zu stärken und z.B. dem ADFC beizutreten. 

Auch im ADFC steckt Radentscheid

Parallel zum Radentscheid lief die „normale“ Gremienarbeit des ADFC weiter. Als Anfang 2020 ADFC, VCD und GAFF eine Stellungnahme zum städtischen Radverkehrskonzept erstellten, war die im Radentscheid geübte Zusammenarbeit schon selbstverständlich geworden. Es entstand ein gemeinsames Papier, und die Schlussredaktion übernahm Regine vom Radentscheid. 

Ehrlich gesagt: Die letzte ADFC-Aktion – „Danke fürs Radfahren“ mit La Ola und Snacks für morgendliche Radfahrende – lag schon eine Weile zurück. Ich erinnere mich an viel positive Presse zu der Aktion und freue mich auch jedesmal, wenn ich ein Foto der Aktion z.B. auf der Website des Bundesverbandes entdecke (www.adfc.de/artikel/adfc-aktion-danke). In der Corona-Krise entdeckte der ADFC Bielefeld das Medium Aktion wieder und organisierte medienwirksam eine Pop-Up-Bike-Lane in der Elsa-Brändström-Straße – mit tatkräftiger Unterstützung durch Mitglieder des Radentscheid-Teams.

 

Umsetzung der elf Ziele

Am 23. April 2020 überreichte der Radentscheid Bielefeld 26.567 Unterschriften für sein Bürgerbegehren vor dem Alten Rathaus an Oberbürgermeister Pit Clausen. Am 18. Juni 2020 brachten die Fraktionen, die im Bielefelder Stadtrat zusammenarbeiten, einen Antrag in den Rat ein, dass die Stadt einen Vertrag mit den Vertretungsberechtigten des Radentscheids schließen möge, in dem die elf Ziele weitgehend übernommen und verbindlich festgeschrieben sind. Viele Menschen vom Radentscheid waren bei der Ratssitzung in der Stadthalle dabei. Ich durfte vom Rednerpult aus noch einmal für die Ziele des Radentscheids werben. Um 21.30 Uhr wurde endlich abgestimmt. Eine deutliche Ratsmehrheit stimmte dafür: Der Vertrag wird abgeschlossen! 

Der Radentscheid wird zukünftig in regelmäßigen Besprechungen mit der Verwaltung in die konkrete Planung, also in die Frage, wo und wie die Maßnahmen umgesetzt werden sollen, einbezogen. Das bedeutet auch, dass ADFC-Positionen noch stärker als bisher Beachtung finden werden.

Auf eine gute Zusammenarbeit von ADFC und Radentscheid in den kommenden fünf Jahren für die Verkehrswende in Bielefeld!

Hier erfährst du mehr über den Radentscheid:

Der Vertrag der Stadt Bielefeld mit dem Radentscheid Bielefeld (PDF-Download aus dem Ratsinformationssystem der Stadt Bielefeld)

Fortschritte bei der Umsetzung des Vertrages (Link zur Website des Radentscheids Bielefeld)

Wie alles begann – kleiner Rückblick auf die Geschichte des Bielefelder Radentscheids (Link zur Website des Radentscheids Bielefeld)

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